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Von Koexistenz zur Symbiose

Verantwortlicher Autor: Peter-G. Rademacher ENA Oliver Schöpf DVPJ Teningen, 14.09.2020, 09:49 Uhr
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Teningen [ENA] Der Mensch ist ein soziales Wesen und lebt vom und durch das Miteinander. Ohne eine funktionierende Sozialstruktur sind wir kaum lebens- und überlebensfähig. Von alten Stammesordnungen bis hin zur modernen arbeitsteiligen Gesellschaft haben wir uns immer organisiert und unser Leben auf Kooperation aufgebaut. Auf unserem blauen Planeten ist das Prinzip der kooperativen Organisation auch verschiedenster Lebensformen im

Mikro- wie auch im Makrokosmos deutlich erkennbar. Nicht nur dass Lebensräume als sogenannte Ökosysteme von verschiedenen Arten gestaltet und unterhalten werden, sondern auch dass unterschiedlichste Lebensformen und Arten auch gemeinsam ihren Lebensalltag bestreiten, versetzt uns Menschen immer wieder in Staunen. So gehen Barsch und Muräne gemeinsam auf die Jagd oder der Honigdachs lässt sich von einem gewitzten Vogel den Weg zum Bienenstock zeigen. Auch in unserem Körper gibt es Koexistenzen und symbiotische Beziehungen zwischen unterschiedlichen Mikrolebewesen und unseren Organen.

Wir beherbergen ein Vielfaches an Mikroorganismen als wir selbst eigene Körperzellen in uns haben. Wir haben mehr „fremde Biomasse“ in uns und auf uns als wir selbst besitzen. So schützen uns Bakterien auf unserer Haut und an den Schleimhäuten oder unterstützen uns im Magen-Darmtrakt bei der Verdauung. Wie wir jetzt auch wissen, gibt es unterscheidbare Typen von Bakterienzusammensetzungen im menschlichen Darm. In der modernen Medizin scheint jedoch die Symbiose von Mensch und Mikroorganismen keine große Beachtung mehr geschenkt zu werden, obwohl schon vor mehr als Hundert Jahren heftigst in der Wissenschaft über die Umstände und Zusammenhänge von symbiotischen Lebensformen diskutiert wurde.

Heute wissen wir allerdings, dass Störungen im „Ökosystem Mensch“ zu Erkrankungen führen können. Vor Allem immunologische Erkrankungen wie Allergien, chronische Infektanfälligkeit und Entzündlichkeiten sind die Folge. Es scheint eine Art von gesunder Mischung von einzelligen Lebewesen zu gegen, die unsere Gesundheit erhält. Andererseits können Keime, die in dem einen Organsystem als kleine Helfer dienen, an einem anderen Ort im Körper Krankheiten auslösen. So kann man vermuten, dass nicht allein der Keim entscheidet, ob dieser krankmachend ist, sondern seine Umgebung im Wechselspiel mit dem Immunsystem darüber bestimmt.

Wichtig ist es den Umstand zu betrachten, dass wir ohne Keimbesiedlung in und um uns nicht überlebensfähig sind. Leider haben wir diese Erkenntnis nicht in unser Bewusstsein übernommen – wir betrachten Keime oft als uns lebensfeindlich und gefährlich. Diese Annahme ist nicht grundfalsch aber nur ein Teil der biologischen Realität. Denn ohne Keime gäbe es keinen Wein oder auch keinen Jogurt. Aber was ist zu tun um die nützliche und gesund erhaltende Keimmischung in uns zu erhalten? In der Alternativmedizin wird vor Allem versucht „gute“ Keime, die sogenannten Symbionten, zu installieren, wenn die „gute Mischung“ der Keimbesiedlung gestört ist.

Das ist vielleicht zu oberflächlich gedacht, da man erst die Voraussetzungen und die richtigen Lebensumstände für die gesunde Keimmischung schaffen und darüber hinaus die störenden Faktoren vermeiden muss. Aus der Zwillingsforschung ist bekannt, dass vor allem die Ernährung darüber entscheidet, ob und wie sich eine symbiotische Keimmischung verändert oder erhält. Die Ernährung muss einen hohen Anteil naturbelassener Pflanzenkost enthalten. Beispielsweise können sich Zellen in unserer Dickdarmschleimhaut nur von gewissen Fettsäuren ernähren, die Bakterien aus unverdaulichen Stärkefasern für unsere Dickdarmzellen herstellen.

Es ist ein erstaunlicher Sachverhalt, dass wir nicht in der Lage sind, diesen Zelltyp selbst zu ernähren. Des Weiteren muss man eine antibiotische Therapie achtsam und zielgerichtet anwenden, denn Antibiotika zerstören nicht nur den infektiösen Keim sondern auch den Symbiont. Unbedachte und zu häufige Antibiosen haben darüber hinaus zu dem Erscheinen multiresistenter Infektionskeime geführt. Leiden Menschen unter Allergien oder chronischen Infekten erfahren sie immer eine Linderung ihrer Beschwerden, wenn die Ernährung auf einfache,

naturbelassene und pflanzenbasierte Kost umgestellt wird und gleichzeitig antibiotisch wirkende Produkte aus den Gebrauchsalltag entfernt werden. Die Betonung liegt hier auf einfach und weniger ist mehr. Je weniger Einzelbestanteile die tägliche Kost hat, desto besser ist sie. Das führt auch zu einer Art Neuerlernen von Geschmack, denn oft haben wir verlernt, wie einzelne Nahrungsprodukte von sich aus wirklich schmecken, denn oft ist unsere Wohlstandskost überbehandelt, überwürzt und denaturiert. Die Natur und der Kosmos lehren uns täglich, dass es kein Gut oder Böse gibt, sondern nur Wechselwirkungen und Regulationssysteme. Alles auf der Welt basiert auf Geben und Nehmen.

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