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'Suspiria': Film Review | Venedig 2018

Verantwortlicher Autor: Lukas Humpe Düsseldorf, 24.11.2018, 15:31 Uhr
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Bei der Premiere in Venedig
Bei der Premiere in Venedig  Bild: Lukas Humpe

Düsseldorf [ENA] Suspiria ein Head-Scratcher. Nach seinem berauschenden Eintauchen in das schwindelerregende Vergnügen und den Schmerz der ersten Liebe, Call Me by Your Name, macht der italienische Regisseur eine scharfe Linkskurve, um ein Signature-Werk von Dario Argento neu zu interpretieren.

Während das Original von 1977 ein wilder Fiebertraum von gewalttätigen Farben und nervenaufreibenden Klängen war,ist Guadagninos Herangehensweise in Palette und Ton eher zurückhaltend. Der Film ist, wie erwartet, exquisit gestaltet und reich an Atmosphäre. Das Remake ist nie uninteressant. Es wirft jedoch die Frage auf, ob der schlanke Faden der Geschichte über einen Hexenkreis, der aus einer berühmten Berliner Tanzakademie hervorgegangen ist, allen erzählerischen Details, dem sozialen Kontext und den schwerfälligen Subplots widerstehen kann. Guadagnino trifft hier erneut mit seinem Drehbuchautor David Kajganich zusammen.

Das Remake hat einen entsprechend grandiosen Untertitel: Sechs Akte und ein Epilog-Set in einem geteilten Berlin, wobei jeder Teil seine eigene Kapitelüberschrift trägt.Die Zeit, in der der Film spielt, ist das Jahr 1977, auch bekannt als der "deutsche Herbst". Dies ermöglicht einen Hintergrund für die Unruhen in der Stadt, da die Bombenanschläge, Entführungen und Polizeieinsätze der Baader-Meinhof-Gruppe die Stadt erschüttern. Die Entführung eines Lufthansa-Fluges und die anschließende Forderung nach Freilassung der inhaftierten Anführer der Roten Armee-Fraktion spielen sich im Hintergrund der Nachrichtenberichte ab.

Susie Bannion (Dakota Johnson) ist eine außer Kontrolle geratene Mennonite aus Ohio (eine weitere wollige Nebenhandlung, die in Flashbacks zu sehen ist) und hat keine formale Ausbildung. Dennoch wurde ihre eine Audition an der renommierten Akademie gewährt und mit einem vollen Stipendium und freien Unterkünften akzeptiert. Miss Tanner (Angela Winkler), eine ältere Ausbilderin, zwinkert ihr wissend zu und betont dabei die Wichtigkeit der Autonomie einer Frau. Die rohe Intensität von Susies Audition übt eine magische Anziehungskraft auf den rätselhaften künstlerischen Leiter der Schule, Madame Blanc, aus, der von Tilda Swinton in ihrer jenseitigen Bestform gespielt wird.

Es ist alles ästhetisch auffallend und dennoch bleibt der neue Suspiria distanziert, oft grenzwertig, ganz zu schweigen von der Kohärenz der ursprünglichen Version. Guadagnino hat eine ehrgeizige Hommage gedreht, aber sie profitiert nicht wirklich von seinem eher intellektualisierten Blick, sondern lenkt mehr von der eigentlichen Story vor Entsetzen ab.

Produktionsfirmen: Frenesy Film Company, Videa Spa, Mythology Entertainment, First Sun, Memo Films, in Zusammenarbeit mit Dario Argento und Claudio Argento Vertriebshändler: Amazon Darsteller: Dakota Johnson, Tilda Swinton, Mia Goth, Lutz Ebersdorf, Angela Winkler, Chloe Grace Moretz, Ingrid Caven, Elena Fokina, Sylvie Testud, Renee Soutendijk, Christine Leboutte, Malgosia Bela, Fabrzia Sacchi, Jessica Harper Regisseur: Luca Guadagnino Drehbuchautor: David Kajganich, basierend auf dem Original-Drehbuch von Dario Argento und Daria Nicolodi Produzenten: Gabriele Moratti, William Sherak, Silvia Venturini Fendi, Francesco Melzi D'Eril, Luca Guadagnino, David Kajganich, Marco Morabito, Bradley J. Fischer

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